Wenn wir ein wenig achtsam durch den Tag leben, dann werden wir auf die vermeintlich kleinen Dinge aufmerksam… Wir rücken die Komplexität des Einfachen in den Mittelpunkt. „Esse est percipere“… Leben ist wahrzunehmen…Trotzdem ist es keine allgemein gültige Wahrheit. Nichts, was wir objektiv beschreiben können. Aber die Fotografie hilft uns, unsere subjektive Realtität zu zeigen. Die Fotografie kann ein Instrument der Bewusstseinsbildung sein, ein Weg zu kommunizieren…
Als wir durch diesen Park gingen, der Tag war verhangen mit Nebel und leichter Nieselregen sprühte vom Himmel, versuchte ich bewusster als sonst die Natur wahrzunehmen. Nicht zu hadern, weil die Sonne nicht schien sondern dem Novemberwetter Anfang des Jahres etwas Positives abzugewinnen. Es war augenscheinlich gut so, wie es gewesen ist.
Sabine und ich waren in ein Gespräch vertieft, tauschten Gedanken und Erinnerungen aus. Es war aufgrund der aktuellen Coronasituation und des Wochentages fast niemand unterwegs und wir hatten das riesige Parkgelände fast für uns alleine. Hie und da kreuzte ein Jogger unseren Weg oder eine ältere Dame, die ihren Hund Gassi führte.
Überall auf den Bäumen fielen mir die kleinen Regentropfen auf. Sie hingen an den Zweigen und Blättern als ob es ihnen schwer fiele loszulassen.
Ein Gedanke machte sich in mir breit. Wie oft fällt es mir schwer loszulassen? Emotionen, Verhaltensmuster, Menschen, Erinnerungen? Hänge ich dann auch so schwerfällig an meinem Ast?
Und wenn ja, was hindert mich daran loszulassen?
Wo ist die Grenze zwischen Loslassen und Akzeptanz?
Loslassen bedeutet für mich auch immer einen Übergang in ein bestimmtes Stadium der Gleichgültigkeit. Ein „Hackerl“ unter etwas zu machen signalisiert ein Ende, einen Abschluss. Es gibt definitiv Situationen in denen ein solches Ende vorteilhaft, ein Loslassen eine Lösung darstellt.
Akzeptanz bietet einen Mangel an Wurschtigkeit. Im Gegenteil, ich verdamme nichts in eine negative Erinnerung, ich akzeptiere lediglich die veränderte Beziehung. Damit verbunden auch ein leichteres Wiederaufleben der Freundschaft. Hmmm…wie immer, es kommt darauf an. Typische Juristenantwort…
Wenn sich eine Freundschaft aus den Augen verliert, würde ein Loslassen für mich bedeuten, dass mir der Mensch egal ist, dass ich mit ihm abgeschlossen habe.
Kann sein…
Wir gehen weiter, verlieren uns wieder im Gespräch. Wir haben uns etwas zu sagen. Das ist wunderschön. Wir machen Bilder, wir fotografieren, wir tauschen uns aus. Jeder von uns hat die gleichen Vorgaben und doch sehen die fertigen Bilder anders aus. Faszinierend.
Da ist sie wieder, die Dankbarkeit an die Fotografie, die mir die Möglichkeit bietet zu kommunizieren. Zu sagen, was ich mit Worten oft nicht beschreiben kann. Meine subjektive Realität zu zeigen. „Esse est percipere“… Leben ist wahrzunehmen. Meine Fotografie lenkt meine Aufmerksamkeit.
A winzig klaner Tropfen Zeit… fällt mir gerade ein…
Da ist sie wieder, die Zeit. Allgegenwertig. In Verbindung mit Geduld und Hoffnung eine große Herausforderung. Wo Zeit ist, ist Vergänglichkeit. Wo Zeit ist, ist aber auch Erinnerung. Das Eine kann nicht ohne das Andere. Des Lebens Dualismus. Allgegenwertig.
Die Natur hat eine besondere Fähigkeit Vergänglichkeit sichtbar zu machen. Wo Vergänglichkeit ist, ist aber immer auch ein Neuanfang. Des Lebens Dualismus. Allgegenwertig.
Wir spazieren weiter. Ich bemerke wie anders alles aussieht, wenn die Bäume leer sind. Die Wege scheinen endlos zu sein. Die Natur genießt die Ruhe.